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Als Proletin nehme ich eine Haltung ein,
die infrage stellt, was als typisch oder vorbildlich gilt.
Diese Reflexion landet in meinen Texten.
Nicht marxistisch motiviert –
sondern ein lautes NOPE
zu all den Rollen,
die Menschen gefälligst auszufüllen haben.
Und zwar: Pronto.
Neulich im Bus:
Zwei Frauen, ein Gespräch.
Die eine erzählt, wie sie sich einen Fahrradhelm kaufen wollte.
Sie geht in den Laden –
keine Verkäufer in Sicht, alle in Gespräche vertieft.
Nur eine – „völlig verhüllt“, wie sie sagte,
„bis oben zugeknöpft, Kopftuch, nur das Gesicht frei.“
Und dann:
„Die war so freundlich. Hat mich richtig professionell beraten.
Da war ich baff. Das hätte ich nicht gedacht.“
Ich hätte sie am liebsten gefragt:
Was denn?
Was genau hattest du erwartet?
Ja – ich bin unbequem.
Das hängt von meiner Tagesfassung ab.
Je nachdem, wie ich gerade ticke,
hätte es gut sein können,
dass ich sie darauf angesprochen hätte.
Direkt.
Mit Klartext.
Aber ich war im Down.
Und wenn ich dort bin,
höre ich lieber zu
und notiere Gedanken
in meinen Chaos-Automat.
Und im Up?
Diskutiere ich lieber mit Polizisten.
Oder mit einem Hauptwachtmeister
(ja, den gibt’s wirklich noch!).
Oder ich sag sowas wie:
„Ich will einen neuen Vibrator zum Geburtstag.“
Nicht im Freundeskreis.
Sondern mitten im falschen Moment.
Und danach denk ich nur:
Oh Mann. Halt doch einfach mal die Fresse.
Ich hab mich lange gefragt,
warum ich nicht auch dieses „normale“ Leben führen kann.
Dann gab’s eine Phase, da lief es „normaler“.
Dann wieder nicht.
Und immer so weiter.
Irgendwann, nach einigen Diagnosen, dachte ich:
Okay. Das bin ich.
Ohne Beschönigung –
Quasi in ReiNform.
Und dann ein Gedanke:
Warum nicht den ganzen Shitstress in Texte packen?
Mich selbst – in Reinform, in Reimform.
Ereignisse, die mir passieren.
Situationen, die ich beobachte.
Dinge, für die ich brenne.
Alles landet – so ungefiltert wie möglich – auf dem Papier.
Und als ich das endlich verstanden hatte,
waren viele Texte längst geschrieben.
Denn das, was ich suche, zeigt sich –
ohne Zwang – im Klarlicht.
Wie die Poetin schon sagte:
Eine Antwort findet man, weil ein Irrtum sie bereithält –
nicht als Fehler, sondern als Anfang. Von Klartext.
Zugegeben: Manche Texte, in denen meine Irrtümer Premiere feiern,
kann ich erst laut auf der Bühne lesen (falls überhaupt),
wenn mein Kind erwachsen ist.
Ihr wisst schon, warum:
Meine Mudda ist so peinlich …
Ich lasse zu,
dass Irrtümer auf Klarlicht treffen…
Daraus wächst –
ein neuer Text.
Meistens.
Als proletische Poetin.
Jenseits von …
-KlrxT ɣ