Mann Marianne
(Magdalenas Wahrheit)
Eine Bühne ist eine Bühne ist eine Bühne.
Sie ist nicht nur Show für
perfekt verpakte Reden
und “deepe” music Flows –
Sie ist vorallem dann eine Bühne,
wenn sie das Schwere aushält.
Das Scheinheilige entlarvt.
Die Wucht
Die andere Seite der Wahrheit –
die du nicht einfach wegwipen kannst.
Wenn da vorn das gesagt wird
was keiner hören
und es still wird im Publikum.
Große Augen schauen
unter hochgezogenen Augenbrauen –
während drumherum: alles verstummt.
Das erinnert mich an ein Kinderbuch.
“Und die Mutter blickte stumm
auf dem ganzen Tisch herum”.
Ich hätte mir damals gewünscht,
sie macht den Mund auf.
Sagt, was Sache ist.
Mal Klartet redet.
Aber die Mutter blickte nur stumm
auf dem Tisch herum;
durch ihre Brillengläser
…als hätte jemand
ihre Seite der Wahrheit,
als Minitext
in die Tischplatte geritzt.
Eine Tischplatte kann übrigens
auch eine Bühne sein –
ein Ort für das,
was sich hinter vorgehaltener Hand
– vielleicht über Jahre –
zusammenbraut
und genau das raushaut,
was vielleicht keiner hören will.
∿
Und wenn sich das Publikum
nicht einfach locker setzt,
sondern den Hintern
unruhig hin und her schiebt –
dann passiert vielleicht genau das Richtige.
Weil Klartext unbequem ist –
aber notwendig.
Weil ich es satt habe,
dass mir jemand vorschreibt,
wie ich klingen darf,
wenn ich mich für etwas einsetze.
Wenn ich jemandes
andere Seite der Wahrheit benenne.
Ich. Lasse. Mich. Nicht. Mehr.
Unterbrechen.
Und erst recht nicht:
Weglächeln.
Deswegen hier:
Der Text:
„Magdalenas Wahrheit“.
Gerichtet an einen Mann,
den ich im Text „Marianne“ nenne.
Der natürlich nicht wirklich so heißt –
aber der das alles verursacht hat.
Geschrieben für meine Freundin Magdalena,
im Text kurz: Maggie,
um ihre Seite der Wahrheit
ins Licht zu rücken.
Eine Bühne ist eine Bühne ist eine Bühne –
und jetzt gehört sie Maggie.
Und all denen,
die so nicht mehr leben –
und so nicht mehr lieben wollen.
∿
Mann Marianne…
wenn du nicht mehr willst,
dann rede mit ihr
in paritätischer Manier,
auf Augenhöhe sozusagen –
und lass sie nicht allein, in ihrem ganzen Unbehagen.
Wartend, bis genügend Zeit vergeht –
sie sich währenddessen selbst verschmäht,
in Selbstzweifel versinkt,
in Fragen ertrinkt:
Wie kann eure Beziehung leben
und nicht nur vorüberziehen?
Am Existenzminimum kleben.
Dein Bedarf nach Belieben –
aber sie muss sich in Zurückhaltung üben.
Wie kann diese Beziehung funktionieren,
fragt sie,
und sie muss dich als Mensch ja akzeptieren,
so wie du bist – sagt sie.
Auf dieser Basis will sie dir Freiraum schenken,
ohne dich einzuschränken,
ein Leben mit dir gemeinsam gestalten –
als perfekte Strategie getarnt,
dich weiter –
so wie du bist –
auszuhalten.
Sie höre dir nicht zu,
wirfst du ihr vor –
und vieles müsse sie einfach besser machen.
Sie denkt:
Egal, was ich tu –
und ich will doch alles geben,
aber das sind zu viele Sachen.
Ich bin doch auch nur so wie ich bin,
sagt sie manchmal nüchtern,
währenddessen du versuchst,
sie immer wieder einzuschüchtern:
Du kritisierst
wie ein stahlharter Stiefvater,
bist aufbrausend:
Du vergleichst sie, als wär sie unfertig,
minderwertig –
wie lapidare Fehlerware …
Mittlerweile fühlt sie sich beschränkt,
ist unsicher in ihren Talenten geworden.
Die scheinen bisweilen abgestorben,
aber sie merkt es nicht.
Stattdessen macht sie sich Sorgen –
Denn: All deine Vorstellungen befolgen
ist ein Muss.
Du
lässt sie warten –
auf eine Umarmung,
auf einen Kuss,
auf ein warmes Zeichen.
Und weil sie
dir nie
gerecht werden kann,
wirds für deine volle Zuneigung
sowieso nicht ausreichen.
Mann Marianne –
ich frage dich:
Was ist dein Bestreben,
wenn du ihren Kern nicht mal siehst –
und sie permanent noch verändern willst?
Du musst sie nicht verändern.
Sie ist schon perfekt.
Du hast sie stehengelassen –
in eurem Urlaub, an einem x-beliebigen Fleck.
Sie fühlte sich wie Dreck
im selben Augenblick –
und mit fraglichem Gespür
gibt sie sich die Schuld dafür.
Dann sagst du ihr plötzlich:
Ihr seid nicht mehr zusammen.
Das ist mehr als nur verletzlich –
aber du
setzt noch einen drauf,
denn angeblich,
sei es schon,
seit mehreren Wochen aus.
Dafür gäbe es Gründe,
die ein „normaler“ Mensch verstünde,
sagst du.
Aber sie
versteht es deiner Meinung nach
offensichtlich nie.
Diese Aussage allein ist schon entsetzlich.
Und Maggie hetzt sich – innerlich –
aber du reduzierst sie noch mehr.
Zeigst mit dem Finger auf sie,
als ob sie selbst
die getragene Unterhose wär.
Mann Marianne – wie selbstgerecht!
Maggie fühlt sich schlechter als schlecht.
Sie fühlt sich schmutzig,
x-beliebig,
wie eine fremde Frau –
und denkt:
Das ist doch nicht der Mann,
dem ich sonst so vertrau.
Das schlichte Bedürfnis in jeder Beziehung
ist Verbindlichkeit,
ist Sicherheit –
das ist Befriedigung,
und das ist normal.
Aber du,
so scheint es,
siehst es als Qual,
als Last,
die du dir aufgetragen hast.
Fast müsstest du es besser wissen
und mal innehalten,
statt als Ultra – Normalo,
recht verbissen,
an Prämissen festzuhalten.
Aber gibt’s wahrscheinlich viele Sachen,
die du nicht
besser machen kannst –
stattdessen aber Perfektion
von anderen verlangst.
Und diese Selbstgerechtigkeit
erfährt hier noch eine Steigerung:
Das Fass ist über … evil.
oder der allerletzte Overkill.
Später kommt nämlich heraus,
dass du – ohne Unterlass –
parallel noch andere Frauen hast.
An sich ja kein Verbrechen –
alle Menschen haben Schwächen
oder Vorlieben.
Aber eine feste Beziehung
auf diese Art zu brechen,
ohne ein Wort,
ohne eine persönliche Aussprache –
das ist fast wie Mord,
bloß ohne Blutlache.
Das scheint dir wohl egal zu sein –
du radikales –
…nein, ich sag es nicht –
der Vergleich wär zu süß, zu fein.
Aber Marianne Mann,
falls du es trotzdem vergessen hast,
hier für dich
nochmal kurz
und präzise,
zusammengefasst:
Dein Verhalten ist erbärmlich.
Ich will nicht sagen: du bist miserabel –
aber definitiv unehrlich.
Und das macht dich,
in seiner reinsten Form,
entbehrlich.
Und Maggie ist wichtig –
und richtig, wie sie ist.
Sie muss nicht ständig
in dicken Hosen posen,
sich nicht permanent beweisen –
denn die, die was draufhaben,
das sind meistens die Leisen.
Menschen wie Maggie,
die sich selbst nicht so wichtig nehmen,
müssen nicht immer
ihr Können erwähnen.
Und Marianne – in einem,
da geb ich dir recht:
Maggie
ist wirklich nicht normal.
Sie
ist nämlich genial –
und zu
100 % echt.
FORTSETZUNG – Kirschblüte in D – Moll
-Klrxt ɣ ❤︎